Casting mit Messer und Schere
Eine große Anzahl von Nadin Rüfenacht neueren Bildern befasst sich mit der freien Improvisation in der Verknüpfung von inszenierter Fotografie und Collage. Diese Arbeiten haben ihre szenisch theaterhafte Wirkung nicht zuletzt durch die Bühnenhintergründe, welche die Künstlerin in Theatern verschiedener internationaler Städte fotografisch festgehalten hat. Die meist dunklen oder nur vordergründig beleuchteten Bühnen scheinen den Nachklang zahlloser Handlungen in sich bewahrt zu haben und strahlen gleichermaßen die Stille vor dem ersten Ton aus, eine magische Konzentration, die das Lampenfieber auf das Publikum überspringen lässt. Keine geringere als diese klassische Schaustättensituation ist der Hintergrund für den Auftritt ihrer zahlreichen mit Messer und Schere aus Archiven und Zeitungen "herausgecasteten" Akteure. Mit ihnen zeigt sie, was Improvisation bedeutet. Es ist ein Baukasten für Situationen, aus denen sie permanent neue Dramen, Komödien und Ballettchoreographien entwirft. Die Bestimmung dieser Stücke ist jeweils die Empfindung, welche sie bei uns auslösen. Diese mit intuitiver Intelligenz geschaffenen Miniaturen sind dafür prädestiniert, uns eine Aufgabe von Kunst zu veranschaulichen – die Befreiung des Geistes.
Albin von Javletzki
Bei den in der Ausstellung Chambre Sauvage gezeigten neuen Collagen bilden Fotografien von Räumen, welche die Künstlerin hauptsächlich im Schloss Beesenstedt in Sachsen-Anhalt aufgenommen hat, die jeweiligen Bildgründe. Wieder prägt das Surreale die Serie. Eigentümliche, narrativ und teilweise erotisch aufgeladene Szenen in dichten, mitunter absurden Kompositionen, beflügeln die Fantasie des Betrachters - als sähe man durch ein Schlüsselloch verbotene (T)räume.