Nach Kursen an den Kunstgewerbeschulen Bern und Biel in den 1960er Jahren bildet sich Heinz Mollet autodidaktisch weiter und gründet 1980 zusammen mit Alois Lichtsteiner, George Steinmann u.a. die Berner Künstlergruppe und Ateliergemeinschaft SILO. Seit Ende der achtziger Jahre konzentriert er sich auf die abstrakte Malerei, wobei sein Interesse der Malerei an sich, ihrer Stofflichkeit und ästhetischen Ausdrucksform, gilt.
Heinz Mollets Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in der Schweiz und im näheren Ausland gezeigt, die ihn in einem Umfeld zeitgenössischer Schweizer Malerinnen und Maler bekannt machten. 2005 erschien eine Monografie über sein Schaffen mit Unterstützung des Kantons Bern. Verschiedene Werke sind heute im Besitz öffentlicher und privater Sammlungen der Schweiz und im Ausland. Der Künstler ist mit der Schriftstellerin Li Mollet verheiratet.
Heinz Mollet wurde für seine künstlerische Arbeit mit mehreren Preisen und Stipendien ausgezeichnet, unter anderem mit dem Berner Auslandsstipendium für New York 1992. Daraus gingen die post-NY-paintings hervor, woran er zwischen 1992 und 1998 arbeitete. Werkphasen dieser Art wie später die Stapel-Bilder (1997–1998), chops (1999–2002), Blüten (2001), horizontal/vertikal (2000–2001), Parts (2002–2006), (scheinen) (2006–2011) und Transpositionen (ab 2014) sind charakteristisch für das Vorgehen des Künstlers: Über einen längeren Zeitraum variiert er ein Thema nach bestimmten Farb- und Formprinzipen, um sich danach einer neuen Aufgabe zu widmen, die an die vorangehende anknüpft. Ein Prozess, den er ohne Vorstudien gänzlich aus der Malerei heraus direkt auf der Leinwand entwickelt. Sinngemäss bauen die Werkgruppen aufeinander auf und können zueinander in Bezug gesetzt werden. Kontinuierlich verfolgt Heinz Mollet einen dezidierten Umgang mit der Materialität der Malerei und betreibt eine Recherche zu ihrer Bildhaftigkeit unter den Bedingungen des Realen. Er spürt jener "fragilen Korrespondenz zwischen dem Ästhetischen und Realen" nach, wie sie der bekannte Kunsthistoriker Gottfried Boehm 1994 als Wesenszug der Kunst der Moderne ausmachte. Auf diese Weise sucht er als Künstler mit seinen Bildern Antworten zu geben auf die für ihn zentrale Frage: Wann ist Malerei Kunst?
Mittels Schichtungen, Überlagerungen und Übermalungen erzeugt Heinz Mollet eine stupende Verdichtung und Tiefenwirkung in seinen Bildern, ähnlich einer Partitur in der Musik. Parallelen zwischen Malerei und Musik sind auch im Zusammenspiel von Form- und Farbklängen und in der Lesbarkeit der Bilder festzumachen, deren Interpretation jedoch offen bleibt. Gekonnt legt der Künstler Spuren mit dem Pinsel, Fährten ohne bestimmte Bedeutung und dennoch bedeutungsvoll im jeweiligen Blick der Betrachterinnen und Betrachter. Die Bilder laden ein zum eingängigen Studium und eröffnen ein breites Spektrum an Assoziationen. Verschiedentlich spielen sie auf Positionen der abstrakten Moderne an (Parts) oder greifen auf die Formensprache von Vorbildern zurück wie beispielsweise auf die abstrakten Linienbilder von Brice Marden (Werke der Reihen chops und (scheinen)). Andere nehmen Bezug auf Traditionen gegenständlicher Malerei (Blüten-Bilder), wofür bei einigen auch die Bildtitel sprechen, häufig mit Hintersinn und Humor: Rechts könnte ein Trojaner auftauchen, 9. Februar 2014 oder Rechts könnte jemand stehen bleiben, 25. September 2013.
Meist sind es flächige Bildgründe, welche die verschiedenen Farbballungen, Flächen oder Flecken beziehungsweise senkrechten, waagrechten und schlingernden Liniengeflechte hinterfangen. Da und dort scheinen frühere Partien unter den Übermalungen durch und wirken wie entfernte Bildkörper. Im Kontrast zu den aufgemalten oder ausgesparten Formen erzeugen sie jene Räumlichkeit, die für die Bilder von Heinz Mollet so typisch ist. Das Vorder- und Hintergründige ist für ihn im wörtlichen wie im übertragenen Sinn von zentraler Bedeutung, und mit Blick auf die Wahrnehmung des Bildraums wird das Figur-Grund-Verhältnis stets von neuem verhandelt.
Im Laufe seiner künstlerischen Tätigkeit sammelte Heinz Mollet vielseitige Malereierfahrungen und schöpft heute aus einem breit gefächerten "Fundus". Diesem entspringt auch die jüngste Werkgruppe Transpositionen (ab 2014). In den Bildern sind Reminiszenzen an frühere Arbeiten zu entdecken, wobei sie sich von diesen ebenso unterscheiden – ganz im Sinne ihrer begrifflichen Bestimmung. So finden hier Prozesse der Umwandlung statt, der Verschiebung von Elementen innerhalb einer gegebenen Struktur in der Welt der Bilder.
Marc Munter, 2014